ÖAW-Stipendium für Dissertationsprojekt
Wir gratulieren Nikolaus Schneider zu seinem zweijährigen Stipendium, das ihm von der Österreichischen Akademie der Wissenschaft zugesprochen wurde!
Unter dem Titel „Aisthesis : Rancière oder Nancy“ untersucht das von Antonia Birnbaum betreute Dissertationsprojekt die ambivalente Stellung des Sinnlichkeitsbegriffes als Mittel der Elaboration von Gleichheit oder Freiheit in den Werken der beiden französischen Philosophen Jacques Rancière und Jean-Luc Nancy und fragt paradigmatisch nach dem Status dieses Begriffs in der zeitgenössischen Kontinentalphilosophie. Nancy und Rancière greifen auf die in Kants Kritik der Urteilskraft eingeführte reflektierende Urteilskraft zurück, um das Sinnliche (Aisthesis) als Einheit des Unterschiedes von Darstellung und Dargestelltem in ihrer jeweiligen Verwendungsweise des Begriffs Partage (Auf-/ Mit-Teilung) zu instanziieren. Dieser geteilte Ausgangspunkt (Sinnlichkeit) manifestiert sich als Prinzip eines getrennten Endpunkts (Gleichheit oder Freiheit). Um den Status des Sinnlichkeitsbegriffes in den Werken von Nancy und Rancière reziprok zu eruieren inszeniert das Projekt einen Agon, der in konfrontativer Manier die Detailfragen des Projekts bestimmt: 1. die Spezifizität jeweiliger Strategien der Denaturierung (Verlust oder Diffraktion), 2. die aisthetische Teilung des Vernunftbegriffs (Wille oder Setzung), 3. die Herausbildungsformen ästhetischer Gemeinsinne als autoschematisierende und -symbolisierende Praxisformen (Subjektivierung oder Kommunikation), 4. der gegenseitige Unterschied von Schönem und Erhabenem (Unterschiedenheit der Einheit oder Grenzgang). So wird in ihrer gegenseitigen Ablenkung deren sinnliche Dichte gebrochen: Rancière oder Nancy.